Von Sebastian Schulz
Noch vor kurzem startete die diesjährige Veranstaltungsreihe „Über die Welt und Gott“ des katholischen Bildungswerks Wuppertal Solingen Remscheid in die nächste Runde. Mit der Vernissage zur Ausstellung „Daheim ist am schönsten“ des Kölner Künstlers Peer Boehm sollte in der halbjährlich stattfindenden Reihe eine Verbindung zu den verschiedensten Ansichten und Definitionen von Heimat hergestellt werden. Nun in Zeiten von Corona muss eine Kehrtwende vorgenommen werden. Denn nicht nur die Reihe „Über die Welt und Gott“ ist vom obligatorischen Ausfall betroffen.

Stefan Quilitz im Studio von Radio Kilowatt (Bild: Sebastian Schulz)
Die Situation ist beklemmend. Im empfohlenen Abstand sitzt Stefan Quilitz als Leiter des katholischen Bildungswerkes und der katholischen Familienbildungsstätte im Radiostudio der Medienwerkstatt und Radio Kilowatt. Die Bürogänge sind größtenteils verwaist, die Stimmung getrübt. Es ist noch nicht lange her, dass sowohl das Erzbistum Köln als auch die Landesregierung von Nordrhein Westfalen alle Veranstaltungen der beiden Bildungseinrichtungen untersagt oder eingestellt haben. Das habe alles seine Richtigkeit, jedoch treffe es gerade Bildungsstätten schwer, die vor allem Bildungsveranstaltungen und Qualifizierungsmaßnahmen durchführen. Die Reaktionen fielen dementsprechend aus, berichtet Stefan Quilitz: „Alles, was wir anbieten bedeutet auch Kontakte – auch viele soziale Kontakte – und all das mussten wir absagen. Das Haus, die Familienbildungsstätte und auch unsere Etage im Bildungswerk ist komplett geschlossen.“
Die Umstellung gestaltet sich nach wie vor schwer. Neben den Absagen für die Kursreferenten werden die Mitarbeiter des Hauses weitgehend ins Homeoffice geschickt, der Betrieb auf Sparflamme gesetzt. „Es darf nichts mehr stattfinden. Die [Referenten] waren teilweise auch schon selber aktiv und auch Teilnehmer haben natürlich von sich aus auch besorgt angefragt ‚was passiert denn jetzt?’“, berichtet Stefan Quilitz.
Der Ausfall der gesamten Veranstaltungen verunsichert. Auf der einen Seite stehen die vorgegebenen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus, auf der anderen Seite fallen für viele oft auch selbstständige Referenten Einkünfte aus und auch die Teilnehmer verlieren einen oft wichtigen sozialen Bezug. „Viele kommen zum Beispiel in die Familienbildungsstätte gerade wegen der sozialen Kontakte. Es geht gar nicht unbedingt um die Gymnastik für Ältere – Bewegen und Fitness – sondern es geht [für Ältere] um diese Gewohnheit, jeden Montag um 10 Uhr zu uns zu kommen und das findet jetzt nicht statt und das ist so das Drama“, erklärt Stefan Quilitz.
Um das große Loch zu überwinden, überlegen die Mitarbeiter der beiden katholischen Bildungseinrichtungen inzwischen, wie Veranstaltungsteilnehmer zu erreichen sein könnten. Und diese Ideen werden gebraucht, denn das Veranstaltungs- und Kursprogramm des Bildungswerks und der Familienbildungsstätte ist vielfältig und richtet sich an unterschiedliche Zielgruppen. Gerade Veranstaltungsformate wie Themenabende oder Lesungen sind Orte des kritischen Diskurses, des Nachfragens und Querdenkens jenseits von Vorgaben oder Verwertbarkeitskriterien – und das funktioniert im respektvollen, durchaus kontroversen Miteinander. Auch Projekte für geflüchtete Menschen oder Qualifizierungsmaßnahmen für Tagespflege sollten nicht einfach wegfallen. Vieles soll deswegen ins Internet verlegt werden. Hier versucht das katholische Bildungswerk auch den Familien zu Hause eine kleine Hilfe zu sein. Für die Zeit, die man gezwungenermaßen vor allem im Haus verbringt, gibt es jeden Tag Ideen und Tipps für eine kreative und sichere Freizeitgestaltung.
Trotzdem bleibt es bei dem ernüchternden Stand der Dinge: sämtliche Veranstaltungen und Kurse bleiben zunächst bis zu den Osterferien und möglicherweise noch länger eingestellt.Aktuelle Infos gibt es auf der Seiten des katholischen Bildungswerkes und der katholischen Familienbildungsstätte. Persönliche Kontaktaufnahme vor Ort sollte vermieden werden. Eine Notbesetzung in den Büros der Einrichtungen ist jedoch vormittags telefonisch (Tel.: 0202/49583-0) oder per Mail (info@bildungswerk-wuppertal.de) zu erreichen.
Stefan Quilitz im Studiogespräch bei Radio Kilowatt.